Turnierbericht aus der Sicht von Maik Voigt :

1.Tag Sonnabend, der 15.11.2008

Es ist 16.30 Uhr. Ich bin in Dresden angekommen und die Suche nach mein Gästezimmer beginnt. Nach wenigen Minuten habe ich den Schlüssel für mein Zimmer in den Händen und es geht weiter. Diesmal auf der Suche nach der Unterkunft von Thorsten Theek, der als Tourist die Schacholympiade besuchen möchte und mein Beifahrer war. In der Dunkelheit und mit fehlender Ortskenntnis, gestaltete es sich schwierig. Nach 30 min und 10 km Umweg haben wir es dann doch geschafft. Nun ging es weiter in die Innenstadt zum Rathaus. Völliges Verkehrschaos machte die Fahrt durch das Ampelmeer der Innenstadt nicht leichter. Endlich haben wir einen Parkplatz gefunden (natürlich mit Parkschein). Jetzt noch schnell zur Registrierung in das Rathaus in der "World of Chess". Meinen Namen in der Teilnehmerliste gesucht - Häckchen hinter - fertig. Dann noch etwas zum Essen kaufen und ab zurück ins Zimmer.

2.Tag Sonntag, der 16.11.2008

6.45 Uhr weckt mich mein Handy. Mein Bus fährt um 7.18 Uhr. Schnell noch ein Capuchhino, zwei Äpfel und ab zum Bus. Am Bahnhof Neustadt mußte ich nochmal umsteigen in die Straßenbahn Linie 11 und nach drei Haltestellen am Kongress-Zentrum aussteigen. Nach zwei Minuten Fußweg betrete ich das Spiellokal um 7.55 Uhr. Pünktlich um 8.00 Uhr öffnet der Spielssal. Der Blick in den riesiegen Spielsaal mit seinen ca. 500 Brettern ist überwältigend. Noch gestern spielten die Olympia-Teilnehmer an diesen Brettern, wo wir uns jetzt nach Leistungsgruppen platzieren. 15 Gruppen mit bis zu 64 Teilnehmern besetzt, das macht 812 Teilnehmer am Bundesfinale des Deutschlandcup. Damit ist es das größte je ausgetragene Turnier des Deutschen Schachbundes.
Ich suche die Tische mit meinen DWZ-Wert 1500-1599 und lese die Auslosung der 1.Runde. Danach orientiere ich mich an den Brettnummern und nehme Platz.
Nach einigen Minuten der organisatorischen Ansagen, ist es dann so weit. Die Partien sind freigegeben.
Die 1.Partie endete nach 3,5 Stunden Remis. Da es aber ein KO-System ist, müssen die Entscheidungsblitzpartien gespielt werden. Erst zwei Partien a. 5min und wenn auch diese 1 zu 1 enden, kommt es zum Sudden-Death-Modus, bei dem der weiße Spieler 6min und der schwarze Spieler 5min Bedenkzeit bekommen. Allerdings muss Weiß gewinnen, um weiter zu kommen.
Alle Partien, welche in der 1.Runde Remis endeten, hatten um 13.00 Uhr den Entscheidunsblitz. An die 60 Bretter waren es nach der 1.Runde, was zu organisatorischen Problemen führte, weil die Blitzpartien in einen seperaten Bereich ausgetragen wurden, wo zu diesem Zeitpunkt noch Freizeitsportler aktiv waren. Nach weitern 30 min um 13.30 Uhr fingen die Blitzpartien an.
Natürlich mußte ich in den Sudden-Death, welchen ich mit den weißen Steinen gewinnen konnte. Damit war ich weiter im Rennen.
Alle Verlierer der 1.Runde mußten nicht nach Hause fahren, sondern spielten weiter im Schweizer-System-Turnier, um die Platzierungen.

3.Tag Montag, der 17.11.2008

Diesmal klappte das Wecken,das Frühstücken und Losfahren besser, weil der Bus in der Woche einfach öfters fährt.
Pünktlich 8.30 Uhr beginnt die 2.Runde.
Auch diesmal endete meine Partie Remis, obwohl ich schon eine Qualität mehr hatte, sie jedoch wieder verlor. Am Schluß brauchte ich noch Glück im Endspiel, um mein Turmendspiel mit einen Bauer weniger, remis zu halten.
Wieder kam es zum Entscheidungsblitz und auch diesmal zum Sudden-Death, jedoch mit den schwarzen Steinen, welches ich zu meinen Gunsten entscheiden konnte.
Um 14.00 Uhr war Schluß mit Schach. Ich schnappte mir meine Fotoausrüstung und ab gings in die Altstadt. Ein wahres Paradies für Fotografen. Überall Motive und das Wetter mit Sonnenschein passt auch.

4.Tag Dienstag der 18.11.2008

Heute werden zwei Runden gespielt, die 3.Runde um 08.30 Uhr und die 4.Runde 15.00Uhr.
Leider mußte ich meine 1.Niederlage in der 3.Runde nach einer mißglückten Kombination hinnehmen. Damit war ich im Achtelfinale ausgeschieden, jedoch noch im Schweizer-System-Turnier dabei.
Nun ist der Druck weg, unbedingt gewinnen zu müssen.
Die 4. Partie endete nach zwei Stunden Remis. Ein noch versöhnlicher Ausgang des Tages.
Schnell noch Lebensmittel besorgt, denn morgen ist Feiertag in Sachsen.

5.Tag Mittwoch, der 19.11.2008

Pünktlich aufgestanden, gefrühstückt und zum Bus gestartet. Bus kommt aber nicht
es ist ja Feiertag. Egal ich gehe nach der unruhigen Nacht und mit Kopfschmerzen erwacht vier Haltestellen stadteinwärts an der frischen Luft.
Um 8.20 Uhr rechtzeitig zur Runde angekommen, beginnt um 8.30 Uhr meine Partie.
Mein Gegner wählt eine Abtauschvariante der Englischen Eröffnung. Ich biete meine Dame zum Tausch und einige mich nach nur 45 min auf Remis.
Heute ist Mittagschlaf angesagt, denn um 17.00 Uhr will ich zur Olympiade vorbeischauen und um 22.00 Uhr ist ein Gottesdienst und Orgelkonzert für die Teilnehmer der Olympiade und des Deutschlandcup in der Frauenkirche organisiert.
16.00 Uhr klingelt mein Handy. Ich erwach und meine Kopfschmerzen sind weg.
Prima dann kann es ja losgehen. Fotoausrüstung geschnappt und ab zum Kongress-Zentrum. Eintrittskarte gelöst und rein in den Spielsaal. Da waren sie nun die Olympia-Teilnehmer, vor den Bretter sitzend und Pläne schmiedend, welcher Zug wohl der Beste wäre.
Ganz vorn dabei die deutsche Nationalmannschaft gegen die Ukraine und Russland gegen England. Hier konnte man nun den Vize-Weltmeister GM Vladimir Kramnik live sehen, nur wenige Meter von mir entfernt. Meine Fotoausrüstung musste nun zeigen, was sie Wert ist. Mit ruhiger Hand und ohne Blitzlicht, was aus verständlichen Gründen nicht erlaubt war, machte ich meine Aufnahmen. Natürlich auch von der deutschen Damenmannschaft, welche aber an den heutigem Tage gegen Serbien den Kürzeren zog.
Im Eingangsbereich zum Spielsaal war eine Leinwand mit Beamer und Stuhlreihen aufgebaut, wo die gerade gespielten Partien live übertragen und von Susan Polgar und GM Bischoff kommentiert wurden. Dies war aus meiner Sicht auch ein Höhepunkt, denn wo kann man schon solch kompetenten Kommentare zu einer Partie bekommen.
Dort konnten wir auch live den Sieg von Daniel Fridmann beobachten, welcher mit einen großen Applaus bedacht wurde. Um 20.30 Uhr konnte auch unser Spitzenbrett GM Naiditsch seine Partie in ein Remis retten, so das das Endergebnis Deutschland-Ukraine 2 zu 2 endete.
Da heute die deutsche Mannschaft in der "World of Chess" im Rathaus eine Autogrammstunde geben sollte, beeilte ich mich pünktlich 21.00 Uhr vor Ort zu sein.
Dort platzierte ich mich unmittelbar an der Bühne und kam dann auch noch zu Autogrammen vom Sieger GM Daniel Fridmann, Bundestrainer GM Uwe Bönsch und dem 2.Brett der Damenmannschaft IM Kachiani-Gersinska.
Inzwischen war es 21.30 Uhr. Zeit um in die Frauenkirche zu pilgern.
Nicht nur äußerlich bot die angestrahlte Frauenkirche einen imposanten Eindruck, sondern auch die Innenarchitektur mit den ringförmig angeordneten Emporen in mehreren Ebenen konnte überzeugen. Der Altar mit seinen vergoldenen Bibelfiguren mit der imposanten Orgel als oberer Abschluß, brachten nicht nur mich, sondern auch die angereisten Olympia-Teilnehmer aus aller Welt zum staunen. Nach der Andacht, welche in 5 Sprachen abgehalten wurde, konnten wir uns dem Orgelspiel mit seiner voluminösen Akkustik hingeben. Gegen Mitternacht trat ich meinen Heimweg an.

6.Tag Donnerstag, den 20.11.2008

Auch die letzte Runde begann um 8.30 Uhr, nachdem sich die Turnierleitung über den reibungslosen Ablauf diese Turnieres bei allen Schachspielern bedankte.
Als Andenken und kleines Present bekamen alle Schachspieler einen Erstagsbrief vom Deutschlandcup in Dresden.
Meine 6. und letzte Partie endete mit einen weiteren Unentschieden, womit ich zum Schluß 3,5 Punkte aus 6 Spielen und den 12.Platz in meiner Gruppe erreichen konnte.
Natürlich habe ich während des gesamten Turnieres die Partien von Thomas Langosch verfolgt, der mit 3 Punkten aus 6 Spielen durchaus zufrieden war. Für ihn reichte es zum 23.Platz in der Gruppe DWZ 1300-1399.

Fazit des Turniers:

Für Thomas Langosch und Maik Voigt bleibt das Turnier unvergessen, weil man viel mitnehmen kann von der internationalen Verständigung, die unser Sport gerade bei der Olympiade in Dresden vermittelt. Wir konnten Schachspieler von Ländern sehen, wo es mir schwerfällt das Land auf dem Atlas zu finden.
So verschieden auch die Sprachen und Religionen waren, die Liebe zum Schach hat uns verbunden.